Maxi Schafroth hat am Interviewtag nicht nur großartige Laune, sondern gibt auch direkt eine Kostprobe seines Könnens. Und das ist wirklich beeindruckend, weil zumindest ich gar keinen Unterschied zwischen seinem Pumuckl und dem von Hans Clarin hören kann. Nun bin ich da zwar auch keine Expertin und es gibt vielleicht einige von euch, die das anders einschätzen, aber mich hat Maxi mit seiner Arbeit sehr überzeugt.
Wie überhaupt der ganze Film „Pumuckl und das große Missverständnis“, den ich ab sofort im Kino anschauen könnt. Lohnt sich für jung und alt. Aber erstmal noch kurz das Interview lesen, ok? Auf Instagram könnt ihr Maxi übrigens auch in Action erleben.
Was ist deine liebste Kindheitserinnerung an Pumuckl?
Maxi Schafroth: Die Pumuckl Folge mit dem „Schoko-Puddeling“. Meister Eder kocht dem Pumuckl einen selbergemachten Pudding. Das hat mich fasziniert, weil ich kannte nur Pudding aus der Tüte. In der Folge macht der Pumuckl dann aber so einen Schmarrn, dass der Meister Eder sagt: Nein, jetzt kriegst du keinen Pudding mehr.
Und in der ganzen Folge wird nur Pudding gekocht, und man hängt da als Kind mit wässrigem Mund vor dem Fernseher und kann sich so mit dem Pumuckl und seinem Leiden identifizieren, weil man ja selbst auch so gern Pudding hätte. Der Pumuckl wird dann auch noch draußen auf das Fensterbrett gesperrt und der Eder isst drinnen den Pudding. Das hat sich alles sehr bei mir eingebrannt.
Ich hoffe, du hast dann ganz viel Pudding nach dem Schauen der Folge essen können. Denn klar, leidet man da mit. Das macht ja auch den Reiz von Pumuckl aus, dass jedes Kind das Gefühl hat: Das bin doch ich!
Auf jeden Fall. Und daran merkt man auch, wie genial das von den Erfindern gemacht wurde. Man versteht doch jede Emotion von diesem gezeichneten, zweidimensionalen, rothaarigen Wesen. Das ist ein absoluter Geniestreich und für mich eine große Ehre, dass ich das weiterführen darf. Und auch, dass das geklappt hat.
Der Anspruch bei der Rolle ist schon sehr hoch, und ich hatte da am Anfang auch viel Respekt vor. Beim Pumuckl ist das aber kontraproduktiv. Der ist ja eine Figur, die vor nix Respekt hat. Deswegen musste ich mir als Künstler auch immer sagen, dass ich nicht zu sehr verkopfen darf. Der muss raussprudeln.
Wichtig ist, dass man die handwerkliche Aufgabe erledigt, dass der Pumuckl von der Stimme her da sitzt, wo er hingehört. Der ist ja ganz oben [er macht es vor], das muss man vom Zwerchfell so Hau-den-Lukas-mäßig nach oben schießen. Wenn man sich da handwerklich gut vorbereitet, dann klappt das auch.
Der Pumuckl an sich ist ein Wesen, das in jeder Sekunde fühlt und die Situation wahrnimmt. Deswegen war es auch gut, dass ich an jedem Drehtag dabei sein konnte. Ich habe als Pumuckl jede Szene mit Florian Brückner gespielt. Und ich finde, dass man das merkt. Denn so kann man gut aufeinander reagieren. Florian sagt den Satz einmal grantig und einmal freundlich, und der Pumuckl reagiert ja darauf.
Es war toll, dass diese Möglichkeit für mich geschaffen wurde, dass ich als Sprecher vom Pumuckl diesen künstlerischen Prozess live am Set begleiten durfte.

Wie viel Sorge hattest du denn dabei um deine Stimme? Denn mehrere Synchronsprecher*innen haben mir schon gesagt, dass sie die kratzigen Sachen oder das Brüllen eher am Ende machen, um ihre Stimme zu schonen.
Das ist interessant, was du da sagst. Das war mir dann auch irgendwann klar, ich muss am Ende die anstrengenden Sachen sprechen. Also, wenn er schimpft und wütend ist. Ich bin da ja so reingestolpert, ich hatte bisher keine Erfahrung im Synchronbereich. Als Kind zu Hause mit dem Kassettenrekorder habe ich meine eigenen Hörspiele aufgenommen und da immer mit fünf verschiedenen Stimmen gesprochen. Aber das war’s auch. [Er lacht]
Deswegen musste ich schon herausfinden, wie ich diese Aufgabe machen kann und meine Stimme dabei gesund bleibt. Der Pumuckl schreit ja schon auch, wenn er wütend ist. Und das ist er gar nicht mal so selten. [Er lacht] Das habe ich dann teilweise nachträglich im Studio eingesprochen.
Der Unterschied ist: Wenn ich am Set spreche, wird der Pumuckl auf mich drauf animiert. Als er dann bereits animiert war und es dann noch was zu verbessern gab, musste ich das im Studio lippensynchron einsprechen. Das ist ein sehr technischer Vorgang. Das konnte ich nicht so gut. Wir haben auch hier immer geschaut, dass wir die lauten Sachen erst am Schluss machen.
Ich habe meine Stimmlehrerin von der Schauspielschule für diese Arbeit noch mal angefragt, und sie hat mir geholfen, meine Stimme warm zu machen und da hochzubringen, wo sie für den Pumuckl eben sein muss. Das muss man ja auch ein bisschen stützen. Durch die Vorbereitung und dann auch Übung hat es eigentlich ganz gut funktioniert. Nur wenn der Pumuckl arg viel geschimpft hat, habe ich das abends dann schon auch gemerkt.
Es gibt die Serie, in der du den Pumuckl ja auch sprichst, in der Zwei-Ton-Variante: einmal mit deiner Stimme und einmal mit deiner Stimme, unterstützt von KI, damit es mehr wie Hans Clarin klingt. Aber wenn ich dir so zuhöre: Die KI ist doch gar nicht wirklich nötig. Ich finde, du machst das so extrem gut.
Ich hab es mir schon von Anfang an zur Aufgabe gemacht, so nah wie möglich an die Original-Stimme von Hans Clarin ranzukommen. Das war das was ich erreichen wollte. Ich bin schon sehr stolz darauf, dass ich diesen Sound erreicht habe.
Man sagt immer, dass die KI die Menschen arbeitslos macht. Ich wollte mal versuchen, die KI arbeitslos zu machen. Denn da, wo ich genau den richtigen Ton treffe, da muss die KI ja nichts mehr machen. Hans Clarin hat an vielen Stellen noch mal eine ganz andere Färbung drin gehabt, die für mich gar nicht machbar ist. Er hatte in seiner Grundanlage der Stimme schon eine gewisse Kratzigkeit, die ich so gar nicht herstellen kann. Wenn der Pumuckl lauter wird und schimpft, dann ist das schon hörbar. Da bin ich froh, wenn die KI da reingeht, denn da kann ich meine Stimme dann auch schützen und wir können trotzdem einen originalen, schimpfenden Pumuckl erzeugen.

Warum kann man dem Rest der Nation das Bayerische durchaus zumuten?
Ich glaube, Bayern wirkt auf den Rest der Nation etwas unfreiwillig komisch. Das ist doch wunderbar für eine Komödie. Das Lustige ist ja, dass auch der Pumuckl als hochdeutsch sprechender Kobold in ein Setting kommt, das er so nicht kennt. Die bayrische Welt um den Kobold herum ist ja teilweise skurriler als der Pumuckl selbst.
Ein weltumsegelnder, hochdeutsch quasselnder Kobold unter lauter Dialekt-Sprechern, das gibt einen interessanten Kontrast. Wir haben den Pumuckl in einem Setting, in das er eigentlich nicht hingehört. Aber er fühlt sich da pudelwohl. Das ist ja auch das Grundmuster in dem ganzen Film und in der Serie, dass bei all dem Schabernack und auch dem Miteinanderstreiten es immer ums Wiederzusammenfinden geht. Und all das wird von ganz vielen Emotionen begleitet. Und vielleicht auch einem klitzekleinen Pudding. [Er lacht]
Der Pumuckl lebt in diesem bayrischen Kuriositätenkabinett und findet das wunderbar. Und mir geht’s genauso.
„Pumuckl und das große Missverständnis“ könnt ihr mit euren Kindern ab sofort im Kino anschauen. Und ich verspreche, nicht nur eure Kinder werden dabei viel Spaß haben, sondern ihr auch.

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