Ich sage „Löwenzahn“ und ihr sagt … Entweder, wenn ihr eher so alt seid wie ich „Peter Lustig“ oooder, ihr seid jünger oder schaut Löwenzahn mit eurem Nachwuchs, dann sagt ihr „Fritz Fuchs“. Und genau den, also den Schauspieler Guido Hammesfahr, der die Rolle des Fritz Fuchs seit immerhin auch schon fast 20 Jahren verkörpert, durfte ich zum Interview treffen.
Im Gespräch ging es natürlich um die Kindersendung, bei der Erwachsene auch super viel lernen können (finde ich), um Themen, die Guido Hammesfahr gern noch aufgreifen würde und das eine große Missverständnis, dass es in Bezug auf seine Figur wohl geben könnte …
Guido, wie reagieren Kinder eigentlich auf dich, wenn sie dich sehen?
Guido Hammesfahr: Ich bleibe öfter unentdeckt, als man glaubt. Ich habe ja privat eine Brille auf, manchmal auch eine Hornbrille, die noch ein bisschen mehr verdeckt. Ich trage keine roten Hosen und bin vor allen Dingen ohne Keks unterwegs. Dazu kommt, dass Kinder mehr in ihrer eigenen Welt sind.
Wenn sie mich entdecken, dann ist es eigentlich immer super. Sie wollen oft nur kurz Hallo sagen, das wird sehr positiv aufgenommen. Sie sind froh, wenn sie mir die Hand schütteln und vielleicht noch ein Selfie machen können. Selfies sind das Autogramm der Neuzeit geworden. Ich mache das gerne und habe da bisher noch nie negative Erfahrungen gemacht.
Du machst „Löwenzahn“ ja jetzt schon seit 2006, eine ganz schön lange Zeit. Kannst du sagen, ob und was sich seitdem bei „Löwenzahn“ verändert hat?
Der Löwenzahnkosmos hat sich ein bisschen erweitert. Vorher hatten wir mit Helmut Krauss den Nachbarn Paschulke. In seine Fußstapfen ist sein Neffe getreten, der auch noch eine Zwillingsschwester mitgebracht hat. Außerdem gibt es noch eine Halbschwester, die ab und zu mal auftaucht.
Wir haben noch den Mann vom Ordnungsamt, Heinz Klute, gespielt von Holger Handtke, der Fritz mit seiner Penibilität zur Weißglut bringt. Und dann haben wir die charmante Kioskbesitzerin Yasemin. Meine Schwester und meine Cousine tauchen auch noch ab und zu mal auf … [Er überlegt.] Wir haben ein ganz schönes Ensemble und alle bringen ihre Eigenarten mit.
Es war schon immer bei „Löwenzahn“ so, dass wir sagen, Bärstadt ist überall. Das heißt, der Wiedererkennungseffekt muss ganz klar gegeben sein. Unsere Figuren waren schon immer leicht überhöht und ich glaube, dass das noch etwas zugenommen hat. [Für mich] ist es einfach ein Geschenk, mit solchen Kollegen arbeiten zu dürfen. Das ist Spielfreude pur.
Meine Frage zielte auch darauf ab, dass ich das Gefühl habe, dass auch das Kinderfernsehen die Dosis immer mehr erhöhen muss. Wenn ich das vergleiche mit den Sachen, die ich früher geguckt habe, dann haben viele Sachen heutzutage ein viel höheres Tempo. Vielleicht müssen die Figuren auch überhöht sein, weil Kinder heute oftmals mehr Kontraste brauchen.
Ich finde, bei uns hält sich das noch im Rahmen. Das ist alles noch nachvollziehbar. Da ist mir schon Keks eine große Hilfe. Wenn ich mir selber eine Frage stelle und dann im Dialog mit Keks bin, dann wirkt das nicht so verrückt, als wenn ich das nur für mich selbst sprechen würde. Dadurch, dass ich den Hund an der Seite habe, kann ich viel mehr machen.
Außerdem, machen wir uns da mal nichts vor, ist Keks der heimliche Star der Sendung. Der ist einfach spitze. Wenn man einen Kollegen hat, der nach zwei Stunden Arbeit noch gestreichelt werden will – und das ist vollkommen in Ordnung –, dann hat man es doch so schlecht nicht getroffen, denke ich.
Früher haben wir noch auf Super-16-Filmmaterial gedreht, da hatte man auch einen etwas anderen Umgang. Da wurde deutlich mehr geprobt, bevor gedreht wurde, weil das Material Geld kostete. Das mit den Kosten ist heute nicht mehr so, deswegen finden heute öfter Wiederholungen statt. Außerdem hat man sofortige Kontrolle, weil wir unmittelbar nach der Szene die Szene digital anschauen können.
Was heute auch anders ist, ist die höhere Schnittgeschwindigkeit. Früher gab es eine Einstellung auf mich, dann eine Gegeneinstellung auf den Kollegen, dann eine Totale. Das waren drei Einstellungen. Heute ist da wesentlich mehr. Dadurch ist es ein ganz ordentliches Programm geworden. Aber es ist noch nicht wie im Bereich Werbung, wo wir eine Explosion der Schnittsequenzen haben. Ich kann aber sagen, dass heute aufwendiger gedreht wird und das hat tatsächlich mit den Sehgewohnheiten zu tun.

Du hast den Keks jetzt schon öfter angesprochen … Ist das die schlimmste falsche Annahme über dich, dass Keks dir gehört? Oder gibt’s da noch was anderes, was die Menschen wissen sollten?
Da müssen jetzt alle sehr tapfer sein, aber Keks ist nicht mein Hund. Wir haben natürlich aber sehr viel miteinander zu tun. Wir drehen von Mai bis September, das ist schon ganz schön viel Zeit, die wir da zusammen verbringen. Deshalb sind wir uns schon nah, wenn wir uns dann sehen. Keks kann mir jedenfalls eindeutig und sehr glaubwürdig vormachen, dass er sich freut, mich zu sehen. Das ist jedes Mal sehr emotional. Ich bin da ein bisschen zurückhaltender. [Er lacht]
Ich werde oft gefragt, wie viel Fritz in mir steckt oder wie viel von mir in der Figur steckt. Da gibt es schon eine große Deckung. Ich erkenne mich in Fritz schon auch wieder. Aber ich glaube, das Geheimnis ist eigentlich in dem, was man weglässt. Fritz ist auf jeden Fall geduldiger als ich es bin. Mir platzt auch manchmal der Kragen oder ich bin ungeduldig mit mir selbst. Fritz ist da etwas langmütiger, als ich es selber bin. Ich versuche, ein bisschen von ihm für mich mitzunehmen. Das gelingt mir noch nicht immer, aber ich bin auf einem guten Weg.
Ich lerne immer besser, etwas lockerer, entspannter zu sein, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Das bringt neben der Figur aber auch das Alter mit sich und da bin ich ganz froh drüber. Das ist das Schönste am Älterwerden, finde ich, dass man gelassener und einfach entspannter wird. Das ist auch für die Arbeit sehr dienlich.
Auf den Moment warte ich noch ein bisschen …
Gibt es einen Fakt, den du vor „Löwenzahn“ nicht kanntest und wo du etwas für dein Leben mitnehmen konntest?
Bei den Themenbereichen, die wir haben, bin ich eigentlich ganz gut aufgestellt. Aber tatsächlich hatten wir neulich eine Folge zum Thema Chemie und da sind wir das Periodensystem der Elemente noch mal durchgegangen. Und da gibt es mittlerweile Elemente, die es noch nicht gab, als ich mein Abitur gemacht habe. Darmstadtium und acht andere Stoffe, von denen habe ich noch nie gehört. Ich musste das damals alles noch auswendig lernen. Als ich da dann jetzt draufgeguckt habe, habe ich nicht schlecht gestaunt: Was ist denn hier los? Das ist ja mindestens eine Zeile mehr.
Es verändern sich verschiedene Sachen auch einfach aufgrund des Klimawandels. Da gibt es andere Durchschnittstemperaturen. Oder Tiere in der Elbe schwimmen, die da vorher nicht waren. Das hat auch was mit dem Welthandel zu tun. Da werden Tanks entleert und dann gibt es da auf einmal neue Krebsarten in Hamburg. Sowas finde ich wahnsinnig spannend und da freue ich mich, dass ich so viele Informationen bekomme.
Das Gute ist ja auch, wenn Erwachsene das mit Kindern gucken, dann lernen sie auf jeden Fall auch noch was dazu.
Das ist auch so. Mir macht genau das auch Spaß. Dass Erwachsene sehen können, was sie vielleicht gar nicht mehr auf dem Schirm haben. Bei denen ist das mit der Schule ja auch meistens schon etwas länger her. Ist doch gut, wenn man das Wissen dann noch mal auffrischt. Siehe mein Beispiel mit dem Darmstadtium. [Er lacht] Mir ist jedenfalls bisher noch nie langweilig geworden.
Gibt es ein Thema, was du dir für die Zukunft von „Löwenzahn“ wünscht?
Es gibt tatsächlich zwei Sachen, die noch ausstehen. Wir haben zwar schon eine Folge über das Segeln gemacht, damals ging es aber nur um die Mechanik des Segelns. Ich würde aber gerne noch mal mehr auf die Geschichte des Segelns zurückkommen. Denn die Welt wurde mit Segelbooten entdeckt und sie waren auch wichtig für den Handel. Ich glaube, Segeln ist auch eine Möglichkeit, sich bewusst zu machen, wie viele Rohstoffe man auch heute sparen kann, wenn man über die moderne Art des Segelns nachdenkt.
Ich bin selbst passionierter Segler, das ist einfach mein Ding. Mir wird da nie langweilig, auch wenn andere sagen, meine Urlaubsfotos sehen immer alle gleich aus. Ich finde es toll.
Ein Thema, das ein bisschen mit dem Segeln verwandt ist, und das ich auch spannend finde, ist der Weltraum. Und zwar nicht aus wirtschaftlichen Interessen, wie das heute leider so üblich ist, sondern dass man schaut, wie der Weltraum erforscht wird. Wenn man mal darüber nachdenkt, was allein Hubble und die Aufnahmen, die es aus dem Weltraum gibt, für unser Verständnis gebracht haben. Wir haben damit die Möglichkeit bekommen, mehr über unsere Herkunft zu erfahren. Ich finde das wahnsinnig spannend, hier dazu zu lernen.
Der Vorgang, sich hinauszuwagen in den Weltraum, das ist ja das, was vorher die Nautiker, die Segler gemacht haben. Die sind losgefahren, weil die dachten, die Welt hört am Horizont auf. Ich finde das unheimlich spannend und würde gerne mehr dazu lernen. Was sind z. B. die körperlichen Voraussetzungen, wie wirken Kräfte in dieser Zentrifuge. Das würde ich unheimlich gerne mal machen.
Ich wünsche mir zum einen anderen Umgang mit dem Weltraum. Die Frage, was verrät der uns über unsere Existenz, die ist doch spannend. Und außerdem würde ich gerne ausprobieren, ob ich das kann, in dieser Zentrifuge. Noch fühle ich mich fit genug dafür.
Ich freue mich wie immer über euer Feedback: Welche Frage hätte ich (noch) stellen sollen?
„Löwenzahn“ könnt ihr, gemeinsam mit euren Kindern, jeden Sonntag um 8:10 Uhr im ZDF anschauen. Oder jederzeit in der ZDF Mediathek.
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