Wer ist bitte kein Fan von Rick Kavanian? Der Schauspieler, den viele von euch vermutlich aus „Der Schuh des Manitu“, „Bullyparade“ und vielen anderen deutschen Produktionen kennen, ist auch als Synchronsprecher tätig. Und kann da ebenfalls auf eine beeindruckend lange Liste von erfolgreichen Filmen zurückblicken, in denen er mit seiner Stimme den Figuren Leben einhaucht.Ich muss gestehen, dass ich tatsächlich eher seine Synchronarbeit kenne.
Anlässlich seiner Synchronrolle Gary De’Snake im neusten „Zoomania 2“- Abenteuer, haben wir uns zum Interview getroffen und hatten so einen schönen, ruhigen Austausch, wie ich ihn bei hektischen Pressetagen manchmal vermisse. Natürlich ging es um Schlangen und seine Rolle, aber auch über die Last der Welt, gutes Bauchgefühl und wie wir alle etwas mehr bei uns selbst ankommen können. Wenn ihr da noch nen Tipp habt, ich bin ganz Ohr, ok?
Rick, was hast du über Schlangen gelernt?
Rick Kavanian: Gary ist ja eine Grubenotter, ich wusste bisher gar nicht, dass es die gibt. Dafür liebe ich ja die deutsche Sprache: Grubenotter ist doch so ein schönes Wort!
Ich wusste nicht, dass die wirklich quasi ein 3D-Wärmebild von ihrer Beute erzeugen können. Wieder was in „Zoomania“ gelernt.
Das habe ich auch gelernt. Ist das nicht faszinierend? Und das lernt man nicht, wenn man zu Hause am Handy hängt. Dafür muss man raus um „Gary De’Snake“ zu sehen, um zu erleben, dass der eine echte Superpower hat. Und du hast total recht, der hat eine eingebaute Wärmebildkamera.

Was macht deinen Gary denn außerdem so besonders?
Gary ist jemand, der sehr treu ist. Er möchte seine Familie dahin zurückholen, wo alles begann. Er spürt da etwas und geht diesem Gefühl nach. Dabei lässt er sich auch nicht von irgendwelchen Sachen beirren. Er kann sehr gut auf sein Bauchgefühl hören.
Das ist doch für uns alle ein Thema, das Bauchgefühl. Ich bin da leider auch nur so lala drin, darauf zu hören, es wird langsam ein bisschen besser. Ich glaube auch, dass ein Smartphone fürs Bauchgefühl gar nicht gut ist. Man verliert dadurch, denke ich, den Zugang zu sich selbst.
Gary geht diesem Gefühl aber nach, der möchte wissen, was damals mit seiner Großmutter passiert ist. Wir wollen hier nicht spoilern, deswegen verraten wir nichts, aber ich empfinde das als eine absolute Qualität, dass er in der Lage ist, sich Judy und Nick, die ja auch erst mal voreingenommen sind, zu öffnen und zu sagen: Ich will mit euch in einem Team arbeiten!
Ich glaube, dadurch, dass er so ehrlich ist, begreifen die Zwei, dass Gary wirklich okay ist. Deswegen können sie dann was mit ihm anfangen. Er ist erst mal ja ganz allein in seinem Kampf für die Anerkennung der Warmblütler. Und Gary will jetzt dafür sorgen, dass diese Vorurteile überwunden werden. Er ist im Grunde die Jeanne d’Arc der Schlangen. [Er lacht]

Ganz spoilerfrei: Einer meiner liebsten Sätze von Gary war der, dass niemand die Last der ganzen Welt auf den Schultern tragen sollte. Das Gefühl kennen sicher ganz viele. Wie kommen wir dahin, dass wir die Last da ein bisschen wegnehmen? Denn meine Schultern fühlen sich manchmal ganz schön müde an.
Da fragst du jetzt leider genau den Falschen. Ich bin ein Mensch, der glaubt, er ist als Atlas auf die Welt gekommen. Ich wünschte, ich wüsste es. Ich fühle mich auch immer für alles und alle verantwortlich und tue mich damit auch schwer, das abzulegen.
Vielleicht hilft es, den Austausch mit Familie, mit Freunden, mit der Gemeinschaft zu suchen. Ich selbst bin nicht unbedingt derjenige, der sofort den Mund aufmacht. Es ist eher so, dass die Menschen, die mir nahe sind dann merken: Da ist doch etwas, das dich bedrückt – können wir dir was davon abnehmen?
Wenn man alles in sich reinfrisst, ist das schwierig. Manchmal dauert es ja auch ein bisschen, bis man gelernt hat, dass man sich öffnen kann. Bei mir braucht es dafür Menschen, bei denen ich mich sicher und willkommen fühle. Wo ich weiß: Hier kann ich den Mund aufmachen und wirklich sagen, was mich belastet.
Und ich glaube wie du, dass es ganz viele Menschen gibt, die denken, sie müssen die Last der Welt tragen.

Vielleicht müssen wir es auch öfter hören, dass es okay ist, das nicht zu tun? In „Zoomania 2“ sagt Gary es auf jeden Fall öfter und ich hoffe so sehr, dass es zu den Kindern durchdringt. Denn es ist doch total wichtig, dass die nächste Generation es schon etwas früher versteht.
Ja, unbedingt! Ich mache da niemandem einen Vorwurf, weder meiner Mutter, meinem Vater noch meiner Großmutter. Aber ich kann sagen, dass meine Mutter da ähnlich war wie ich. Meine Mutter war auch jemand, die alles mit sich selber ausgemacht hat. Gleichzeitig hat sie wirklich viel gemacht, auch viel für andere. Aber irgendwann ist es einfach zu viel.
Du hast es vermutlich schon aus meinen Fragen rausgehört: Ich mochte Gary De’Snake sehr gern.
[Rick Kavanian spricht in seiner Synchronstimme als Gary] Gary De’Snake ist populär.
[Er lacht] Das freut mich. Danke dir. Das ist so schön.

Ja, auf jeden Fall. Natürlich sind in „Zoomania“ viele Tiere fantastisch, aber weil mich Gary so angesprochen hat: Wie können wir alle ein bisschen mehr wie Gary werden?
Das ist total schwer zu beantworten. Ich frage mich gerade: Was würde Gary sagen?
[Er spricht wieder in seiner Synchronstimme] Meine Großmutter hat damals schon gesagt: Wenn dich etwas zwickt, Gary, geh der Sache nach und vertraue darauf, dass du irgendwann jemanden finden wirst, der für dich da ist.
Oh Gott, das war jetzt aber traurig.

Aber es stimmt ja: Mach in Ruhe und vertrau darauf, dass alles gut wird. So nehme ich Gary durchaus wahr.
Ich will dir da gar nicht widersprechen, weil ich es auch total wichtig finde, dass man so wird. Aber ich bezweifle, dass Gary im Moment wirklich so ruhig ist. Der ist schon sehr unaufgeräumt, vor allem vor dem Hintergrund, dass er nicht weiß, was damals mit seiner Großmutter passiert ist. Vielleicht wird es einen dritten Teil geben und dann kann er das, was er jetzt im zweiten Teil gelernt hat, anwenden. Das Selbstvertrauen, das er im zweiten Teil gewinnt, könnte ja dafür sorgen, dass er dann in sich ruht.
„Zoomania 2“ läuft ab sofort im Kino. Und wir alle hoffen natürlich auf einen dritten Teil.
Die Interviews mit Josefine Preuß und Steven Gätjen zum Film könnt ihr ebenfalls lesen.

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