Die deutsche Filmlandschaft ist für mich ohne Milan Peschel irgendwie nicht denkbar. Ich habe ihn schon in so vielen unterschiedlichen Rollen gesehen und mochte fast alle. Kult ist natürlich sein „Andi“ in „Doppelhaushälfte“. Das Interview mit Benito Bause könnt ihr hier nachlesen.
Zurück zu Milan Peschel: In „#Schwarze Schafe“, spielt er Peter Harminski, eine Figur, die jetzt nicht so richtig mit Glück gesegnet ist. Wie auch die anderen Figuren im Film (dazu im Interview auch mehr), sucht er seinen Weg in Berlin. Auch, wenn er nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht. „‚Schwarze Schafe“ ist ein wilder Ritt, auf den ihr euch einlassen müsst. Aber Kino, das einen fordert, ist doch auch eine gute Sache, oder?
Und apropos gute Sache: Ihr könnt am Ende vom Interview noch was echt Exklusives gewinnen. Viel Glück beim Gewinnspiel!
Glaubst du, deine Figur Peter Harminski und du, ihr würdet euch im echten Leben gut verstehen?
Milan Peschel: Ja, wahrscheinlich schon. Vielleicht nicht immer. Ich nehme an, er würde mir irgendwann auch auf den Sack gehen. Aber grundsätzlich schon. [Er lacht]
Peter ist ein Künstler, und er glaubt an seine Kunst. Er führt auf seine Art ein freies Leben, weil er sich bestimmten Zwängen einfach nicht unterwirft. Mit solchen obskuren Geschäftsideen [wie Peter sie hat] hausieren zu gehen, zeugt ja auch von einer gewissen Naivität, die mir manchmal auch nicht fremd ist. Ich finde das sympathisch, dass er nicht so durchoptimiert ist.
Es ist wichtig, dass wir von solchen Typen erzählen. Von denen, die sich nicht anpassen.

Ich vermute aber, bei allem, was ich an Peter toll finde: Würde ich ihn im echten Leben treffen, würde ich vermutlich erst mal einen Schritt zurückgehen.
Das kann schon sein. Ich finde aber, da muss man sich ein bisschen trainieren, dass man freundlicher zu den Leuten ist. Dass wir besser miteinander umgehen. Nur weil einer stinkt, heißt das nicht, dass er ein schlechter Mensch ist. Oder dass er uns gefährlich wird. Vielleicht hat derjenige einfach nur einen schlechten Tag, vielleicht hat er auch nicht so viel Glück gehabt wie wir selbst.
Man sollte die Leute nicht nach ihrem Aussehen oder nach ihrem Geruch beurteilen. Das Leben ist schwer für viele.
Man wird in „#Schwarze Schafe“ mit ganz vielen Menschen konfrontiert, mit denen man sonst eher nicht in Berührung kommt. Und ich glaube, wir brauchen das mehr: uns mit Menschen auseinanderzusetzen, die nicht so sind wie wir.
Ja, absolut. Wir müssen auch mehr solcher Geschichten erzählen, die mit der Realität gar nicht so viel zu tun haben, bei denen es aber gut wäre, sie würden real werden.
Es wäre doch toll, wenn ein Clanchef plötzlich sagen würde: „Lass mal klimaneutral werden!“ Oder wenn ein Bundeskanzler raushauen würde: „Wir werden klimaneutral.“
Wichtig ist vielleicht: Sachen nicht nur raushauen, sondern dann auch umsetzen. Denn rausgehauen wird ganz schön viel, umgesetzt aber zu wenig. Der Clanchef im Film handelt ja.
Genau das meine ich. Dafür ist die Kunst auch da, sich solche Geschichten auszudenken und zu erzählen. Die Wirklichkeit immer nur zu reproduzieren, ist doch total langweilig.
Was glaubst du, für wen ist „#Schwarze Schafe“ ein guter Film?
Der Film ist für alle. Meine Mutter wird in den Film gehen, und meine Tochter auch. Die Frage ist ja immer: Wie offen sind die Leute? Wie bereit sind sie für bestimmte Ideen? Wollen sie sich mit neuen Dingen auseinandersetzen? Wollen sie ihre Sehgewohnheiten verlassen? Wie neugierig sind die Leute? Ich glaube, Neugier lohnt sich immer, die wird immer belohnt. Man muss aber eben offen für Neues sein.
Die Charaktere im Film sind auf jeden Fall offen für Neues. Und bleiben sich gleichzeitig treu.
Ich finde es wichtig, so was zu erzählen. Leute, die sich selbst treu bleiben und ihren Humor nicht verlieren. Peter macht für sein Unvermögen niemandem verantwortlich, der schwächer ist als er. Das ist in der heutigen Zeit eigentlich etwas Vorbildhaftes. Denn im Moment erleben wir ja eher, dass nach unten oder zur Seite getreten wird. Keiner guckt nach oben.
Dabei fallen einem ja einige Politiker ein, die nicht zu ihren Taten stehen. Jens Spahn z.B. hat viel Geld versenkt, mit dem man viele gute Sachen hätte machen können. Ich finde, er ist zu feige, dazu zu stehen.
Mir fallen mir da sofort noch mehr Namen ein, bei denen das so ist. Und gleichzeitig ändert sich so wenig in der Politik.
Konsens ist Herrschaft. Mir fällt schon auf, dass bis in die 90er-Jahre hinein die Politiker auch noch ein anderes Format hatten. Das waren Leute, die vielleicht direkt oder indirekt den Krieg oder die Stunde Null miterlebt haben. Die Leute, die jetzt Politik machen, da sind viele dabei, die sich bereichern wollen. Da gibt’s welche, die noch nie einen Beruf hatten, die nie irgendwas anderes gearbeitet haben als in der Politik. Die denken dann auch immer nur über die nächsten fünf Jahre nach.
Diese Leute haben keine Vision, keine Utopie. Da wird nur geguckt: Was kann ich machen, damit ich in fünf Jahren wiedergewählt werde? Das ist eigentlich erbärmlich.
Im Film sind die Figuren aber sehr daran interessiert, ihre Vision von der Zukunft zu gestalten. Sie wollen Dinge verändern.
Veränderung ist möglich, wenn man sich für etwas entscheidet. Deswegen liebe ich diese Geschichte um den Clanchef so. Der macht nämlich.
Wenn man wirklich etwas ändern will, dann kann man das auch. Das ist auch nicht schwer. Man kann und muss bei sich selbst anfangen. Das gilt beim allerkleinsten und allergrößten Problem. Du kriegst die Wohnung nicht sauber? Fang an zu putzen! Du willst Rassismus aus der Gesellschaft rausbekommen? Fang bei dir selbst an!

Der Regisseur Oliver Rihs hat gesagt, er hat beim Drehen ein bisschen die Kontrolle verloren. Was heißt das denn für dich als Schauspieler, wenn der Regisseur die Kontrolle abgibt?
Für mich spricht es extrem für Oliver, dass er die Kontrolle abgegeben hat. Das ist für mich als Künstler wichtig. Ich bin ja in verschiedenen Kunstbereichen unterwegs. Für das Endprodukt ist es immer gut, wenn man die Kontrolle abgibt. Am Theater und beim Film ist man ja sowieso nicht allein, da sind ja viele Leute dabei, die eine Vision von der Geschichte haben.
In der bildenden Kunst ist es auch so, dass das Material möglicherweise irgendwann die Führung übernimmt. Ich finde, um gut zu leben und zu überleben, ist es wichtig, auch immer mal Kontrolle abzugeben und loszulassen. Man kann nicht alles kontrollieren. Das macht einen nur unglücklich und hart.
Wolf Biermann hat gesungen: „Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit. Die allzu hart sind, brechen, die allzu spitz sind, stechen und brechen ab sogleich …“ Da ist was Wahres dran.
Wer keinen Plan A hat, muss auch keinen Plan B machen.
Dein Peter hat ja einen Traum, an dem er gegen alle Prinzipien festhält. Gibt es Momente, wo du sagst, dass man Träume auch mal ziehen lassen muss?
Immer wieder muss man Träume auch ziehen lassen. Man kann ja dann von etwas anderem träumen. Ich würde diesen ganzen Labeln sowieso nicht so viel Bedeutung beimessen.
Es ist natürlich gut, an bestimmten Ideen und Träumen festzuhalten. Aber man sollte auch Realist bleiben. Denn nur dann kann man in der Gegenwart auch etwas ausrichten. Man muss sich selbst immer noch im Spiegel anschauen können. Die Frage muss deswegen lauten: Wann rechtfertigt der Zweck noch die Mittel?
Das bezieht sich auf ganz viele Themen. Ich will jetzt gar nicht bei den Kriegen anfangen, die überall auf der Welt stattfinden. Beginnen wir doch bei der Situation um die Kultur. Überall werden Mittel gekürzt, weil es heißt, dass wir sparen müssen.
Gerade bei der Kultur darf man nicht sparen! Ich finde, beim Herstellen von Waffen, da muss man sparen. Bildung und Kultur, das sind Investitionen in die Zukunft!
Winston Churchill soll, als es im Zweiten Weltkrieg darum ging, an der Kultur zu sparen, um Waffen produzieren zu können, gesagt haben: „Auf keinen Fall! Wofür kämpfen wir denn dann?“ Das fand ich einen sehr klugen Satz!

Ich glaube, wir müssen auch mal über den Kunstbegriff sprechen. Denn wenn Menschen ‚Kunst‘ hören, dann denken sie oft an Museen und Hochkultur. Ich finde, Kunst ist oft das, was einen selbst berührt.
Kunst kann vieles sein. Sie kann uns lehren, was Freiheit bedeutet. Ein freier Künstler, das ist jemand, der sich nichts verbietet.
Ich komme aus einem Land, wo das ein bisschen anders war. In der DDR wurden die Leute teilweise ja ins Museum gebracht. Da waren sie mit Sozialismus und Realismus konfrontiert. Heutzutage sieht man das anders, aber ich kann mich erinnern, dass die Betriebe z. B. auch organisiert haben, dass Leute ins Theater gegangen sind. Und ja, für viele war das nichts. Das hat sie nicht abgeholt. Aber wenn da vielleicht einer dabei war, der gesagt hat: „Das kannte ich nicht, das ist ja irre, das berührt mich“ … Wenn der einen anderen Weg eingeschlagen hat, dann hat es sich doch gelohnt.
Natürlich war das auf eine Art eine Verordnung, sich mit Kunst zu beschäftigen. Sich dem auszuliefern. Jetzt wird alles dem Individuum überlassen. Wir sollen frei sein, selbst entscheiden, ob wir uns für Kunst interessieren oder nicht. Ich bin da zwiegespalten.
Es gibt diesen schönen Spruch, dass man Leute zu ihrem Glück manchmal zwingen muss. Da ist durchaus was dran. Denn so verliert man auch die Angst, die Scheu und den Respekt davor, dass man etwas nicht versteht. Das ist doch überhaupt nicht schlimm, etwas nicht zu verstehen. Das gehört doch dazu.
Wer etwas nicht versteht, fängt an zu fragen. Aber wenn man von vornherein sich klein und dumm fühlt, oder Leute einem vielleicht auch das Gefühl geben, dass man klein und dumm ist, wenn man bestimmte Sachen nicht versteht, dann haben wir ein Problem.
Das ist so elementar und wichtig, was du gerade sagst. Ich liebe Fragen. Wer anfängt, Fragen zu stellen, der kommt doch weiter!
Dafür ist Überforderung auch wichtig. Wir können uns ruhig Sachen zumuten. Wir können uns auch überfordern. Wir können uns auch mal verletzen. Das passiert doch sowieso in unserem Alltag. Jede Mieterhöhung ist ein Schlag in die Fresse, ist eine Verletzung. Aber da redet keiner drüber.

Gewinnspiel zum Filmstart von „#Schwarze Schafe“
Zum Kinostart von „#Schwarze Schafe“ verlose ich was wirklich exklusives an euch. An die Medien wurden ziemlich witzige Pressehefte ausgegeben. Und ich darf drei dieser Exemplare an euch verlosen. Die gibts nirgendwo zu kaufen, die kann man nirgendwo bekommen, aber ich hab drei Hefte ergattert und verlose sie an euch.
Und hier wie immer die Teilnahmebedingungen.
Aboniert mich auf Instagram oder TikTok oder erzählt anderen von meinem Blog. Müsst ihr alles nicht machen, aber ich freue mich natürlich drüber. Mitmachen könnt ihr also auch, wenn ihr mir einfach nur einen Kommentar da lasst.
Teilnehmen könnt ihr auch per Mail, dann bitte an: gewinnspiel at runzelfuesschen punkt de
Dann gebt im Betreff bitte „Schaf“ an.
Wer seine Mailadresse zur möglichen Gewinnbenachrichtigung nicht angeben möchte kann alternativ auch gern eine Mail an gewinnspiel at runzelfuesschen punkt de schicken.
Hinweis: Die Gewinner müssen mindestens 18 Jahre alt sein und werden unter allen Einsendern von Kommentaren und Mails ermittelt. Ihr braucht eine Postanschrift in Deutschland, weil der Gewinn nur innerhalb Deutschlands verschickt wird. Eure Daten werden ausschließlich für den Versand genutzt und anschließend gelöscht.
Hinterlasst bitte einen Namen und eure Mailadresse. Ich werde die Gewinner*innen per Mail benachrichtigen. Ihr müsst innerhalb von drei Tagen zurückmelden, sonst verfällt der Gewinnanspruch und ich lose erneut aus. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung des Gewinns. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
Teilnahmeschluss ist der 24. Juli 2025 um 23:59 Uhr.
Viel Glück!
„#Schwarze Schafe“ läuft ab 17.07.25 in den Kinos
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