Julius Weckauf im Interview mit Andrea Zschocher

Julius Weckauf: „Ich vertraue darauf, dass schon alles wieder in Ordnung kommt“

Weihnachten kommt ja immer so plötzlich. Und tatsächlich wird mit „Mission Santa – Ein Elf rettet Weihnachten“ schon Anfang November die Vorweihnachtszeit im Kino eingeläutet. Julius Weckauf spricht in dem turbulenten Weihnachtsabenteuer den Elfen Yoyo, der wie kein anderer an den Weihnachtsmann und das Miteinander glaubt.

Im Interview ging es natürlich um Weihnachten und Traditionen, aber auch um Optimismus, Erziehung und Schul- bzw. Berufsalltag. Da schließt sich doch für mich gleich die Frage an: Wie haltet ihr es mit der Schule? Was sind eure Erfahrungen und was braucht man da wirklich.

Was magst du an deinem Yoyo am liebsten?

Julius Weckauf: Seinen Optimismus, diese ständige gute Laune und den Fokus darauf, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Das trägt ihn ja fast den gesamten Film hindurch.

Jetzt hast du gerade hörbar ausgeatmet, als du „Optimismus“ gesagt hast. Doch leichte Zweifel?

Nein, gar nicht, ich bin nämlich tatsächlich auch genauso. Ich bin immer total gelassen. Wenn z. B. etwas nicht so läuft, wie ich es hoffe, dann lasse ich einfach ein bisschen Zeit vergehen. Ich vertraue darauf, dass schon alles wieder in Ordnung kommt.

Julius Weckauf im Interview mit Andrea Zschocher
© LEONINE Studios

Du bist ja noch relativ jung. Wie wird man denn, gerade in einem Medium, das einen auch immer bewertet, so gelassen?

Ich glaube, ich bin bis jetzt einfach immer vom Glück geküsst. Es hat vieles immer ohne großen Aufwand und ohne Kopfschmerzen funktioniert. Jetzt gerade komme ich in eine Phase, die sehr stressig ist, weil wirklich viel los ist. Ohne meinen Vater wäre ich nicht da, wo ich bin. Der macht immer noch so viel für mich, auch wenn ich inzwischen viel allein mache.

Ich bin an sich einfach ein entspannter Typ. Die Leute regen sich immer über ganz viele Sachen auf und ich denke mir, dass man das macht, was dann gerade möglich ist. Es lohnt sich doch auch nicht, sich über Sachen aufzuregen. Davon ändern sie sich ja auch nicht. Ich bin da eher beim Chillen und Abwarten.

Ist das deinen Eltern geschuldet, weil sie dich so erzogen haben?

Nein, überhaupt nicht. Die regen sich über Sachen auf, die noch gar nicht passiert sind. [Er lacht]

Wenn damals bei uns angerufen wurde, weil es mal eine Prügelei gab und ich da in der dritten Reihe stand und zugeguckt habe, dann hat irgendwer meine Eltern angerufen und behauptet, ich hätte mich geprügelt. Bevor die ganze Nummer geklärt werden konnte, haben sie sich schon aufgeregt. Sie sind bei vielen Dingen überhaupt nicht so entspannt wie ich, aber das ist vermutlich so ein Eltern-Ding.

Ich denke mir: Wenn wir einen Flieger kriegen wollen, müssen wir doch nicht drei Stunden früher am Flughafen sein. Wir schaffen es schon durch den Sicherheitscheck. Und wenn nicht, dann sagen wir: „Ey, Leute, tut uns total leid, aber wir verpassen sonst unseren Flieger. Bitte lasst uns vorbei. Seid menschlich.“ Das würde ich genauso für andere machen. Ich bin einfach kein Fan von Stress. Alles zu seiner Zeit.

Eine sehr gesunde Einstellung. Und eher selten.

Ich weiß, das können so wenige. Aber was bringt es, wenn ich mir immer Gedanken mache? Ich habe neulich für einen Auftritt mal zu wenig Unterwäsche eingepackt. Zwei, drei Socken mehr im Schrank tun doch nicht weh, also habe ich sie mir eben nachgekauft. Da muss ich mich doch nicht lange drüber ärgern, da bin ich eher pragmatisch.

Julius Weckauf im Interview mit Andrea Zschocher
© LEONINE Studios

Dann bist du Yoyo aber schon ähnlich. Den stresst ja auch nichts. Der ist in seiner Art durchaus chaotisch, aber stressen tut ihn nichts.

Das stimmt, da ähneln wir uns. Ich finde, wenn man was angeht, dann muss es vernünftig gemacht werden. So wie Yoyo. Der guckt auch, wo die nächsten Möglichkeiten sind, wo es langgeht. Und dann versucht er, sein Bestes zu geben und sich dahinter zu klemmen. Aber eben ohne Stress.

Dein Yoyo hat schon auch einiges in seinem Leben verkraften müssen. Wie bleibt man nach Schicksalsschlägen trotzdem lebensfroh?

Er erinnert mich irgendwie ein bisschen an den Hape-Kerkeling-Film. Ich finde, das Wichtigste ist, dass man – auch wenn man einen Schicksalsschlag erlebt – versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Mir fällt auf, dass es bei vielen Menschen, die schon als Kinder schwere Dinge erlebt haben, oft zwei Extreme gibt: Entweder sie ziehen sich komplett zurück und werden eher depressiv oder destruktiv, oder sie schaffen es, mit Unterstützung irgendwie positiv zu bleiben und weiterzumachen.

Yoyo ist, glaube ich, genau so jemand – einer, der nach Liebe sucht, nach dem Guten und dem Spaß im Leben. Und das finde ich total schön, weil das eine echt starke und bewundernswerte Haltung ist.

Im Film hat die Schneekugel eine besondere Bedeutung. Wenn du eine Schneekugel hättest, wohin würdest du mit ihr reisen?

Wahrscheinlich in irgendein All-Inclusive-Hotel in den Bergen. Einerseits kannst du da im Hotel die Seele baumeln lassen, aber auch wandern gehen. Nicht unbedingt im Schnee, ich brauch da keine Minusgrade, aber zu heiß sollte es auch nicht sein. Die Vorstellung, irgendwo in den Alpen die Seele baumeln zu lassen und dann von der Wanderung zurückzukommen und da wartet ein riesiges Buffet mit Kaiserschmarrn, das hat schon was.

Julius Weckauf im Interview mit Andrea Zschocher
© LEONINE Studios

Was bedeutet Weihnachten für dich?

Familie und Familienzeit, gutes und viel Essen, Herzlichkeit, sich etwas gönnen. Viel Liebe und Michael Bublé, „Best of Christmas“.

Kein Durchatmen, weil dann im Januar „Die drei ???“ wieder anstehen?

Da denke ich doch nicht während meiner Weihnachtstage dran. Ich weiß ja, dass es passiert. Aber warum soll ich da vorher dran denken? Dann überlege ich nur, was als Nächstes noch kommt, was ich dann anziehe, wie ich überhaupt aussehe, ob ich abnehmen müsste, weil ich gerade ein bisschen zugenommen habe. Dann denke ich drüber nach, dass ich das in zwei Wochen eh nicht mehr ändern kann. Und deswegen lasse ich es gleich sein. Es ist, wie es ist.

Was mich an eigentlich jedem Weihnachtsfilm für Kinder nervt, ist die „Gut-&-Böse“-Liste. Was ist deine Meinung zu dieser Liste?

Das ist die strahlende Idee von den hohen Weihnachtstieren, schätze ich mal. [Er lacht] Ich habe vom Nikolaus zwar noch nie eine Rute bekommen, aber ich finde, damit zu drohen, ist gar nicht verkehrt.

Weihnachten und das Ende des Jahres geben einem doch die Möglichkeit, noch mal zu reflektieren, wer und wie man ist. Was man gut gemacht hat und was vielleicht weniger gut. Deswegen finde ich die Liste gar nicht so schlecht. Es ist schwierig, das an die große Glocke zu hängen, aber wenn der Weihnachtsmann noch eine Liste mit Gründen mitgibt, die zu der Entscheidung geführt haben, kann man da ja auch was draus lernen.

Ich bin immer für Reflexion. Aber das mit Geschenken oder Belohnungen zu koppeln, das geht für mich gar nicht.

Ich finde es schon gut, dass es einen ersten, zweiten und dritten Platz gibt. Und da muss man auch im jungen Alter nicht unbedingt ein Auge zudrücken. Solche Wettkampfstrukturen finde ich gut, weil sie Anreize setzen. Das ist nämlich etwas, das mir in vielen Punkten fehlt.

Ich bin total ehrgeizlos, das geht schon bei Gesellschaftsspielen los. Wenn meine Freunde sich da total reinsteigern, dann denke ich immer: „Okay, Leute, chillt mal.“ Dann gewinne ich halt nicht, und das ist auch vollkommen in Ordnung.

Julius Weckauf im Interview mit Andrea Zschocher
© LEONINE Studios

Aber brauchst du nicht, gerade in diesem Medienberuf, Ehrgeiz? Ich nehme an, dass du das ja nach der Schule weiterverfolgen willst.

Ich habe im Januar mit der mittleren Reife die Schule verlassen. Ich konnte mich dieser Struktur einfach nicht mehr aussetzen. Ich finde, alles, was man bis zur siebten Klasse lernt, wirklich wichtig. Ich finde auch Politik superwichtig, da war ich immer gut drin. Auch Geschichte ab 1940 finde ich wichtig, das müssen wir weiter aufarbeiten, da müssen Leute drüber reden. Die DDR hatte ich als Thema in der Schule gar nicht, dabei ist das so elementar. Es kann so schnell gehen. Bitte redet da mit euren Kindern drüber. Englisch, generell Fremdsprachen, sind wichtig, alles, was zur Kommunikation beiträgt, ist wunderbar. Bringt das den Leuten bei.

Aber wenn man dann eine Sache nicht gut macht und dann eine Sechs bekommt und dadurch durchfällt, das habe ich nicht mehr eingesehen. Es gab auch Referendare, die mir immer wieder Sprüche reingedrückt haben. Da hatte ich keine Lust mehr und habe dann mit der Schule eine sehr gute Lösung gefunden.

Um das noch mal ganz deutlich zu sagen: Ich finde die Basics total wichtig. Ich würde auch mein Kind bis zur siebten Klasse mit Mathe durchzwingen. Denn jedes Kind muss Prozentrechnung und Dreisatz draufhaben. Man muss Flächen ausrechnen können, das finde ich total richtig. Aber was dann so ab der elften Klasse kommt, das sind doch teilweise Sachen, die man nie wieder außerhalb der Schule anwendet.

Okay, und was genau machst du jetzt? Du sagtest ja, dass dir ein bisschen der Ehrgeiz fehlt, aber nur rumschluffen, das passt auch nicht so zu dir, oder?

Faul auf der Couch liegen ist definitiv keine Option, weder für meine Eltern noch für mich.

Ich hätte dieses Jahr sehr gern mehr in meinem Beruf gearbeitet, aber es hat sich nicht ergeben. Und so arbeite ich bei meinem Bruder, der vor zwei Jahren eine Schreinerei übernommen hat. Ich habe erst ein Praktikum bei ihm gemacht und ein bisschen Geld verdient, und jetzt arbeite ich eben auch bei ihm.

Jetzt kann ich das Geld, das ich verdiene, mit einem ganz anderen Gefühl ausgeben, weil ich weiß, welche körperliche Arbeit ich dafür geleistet habe. Das ist eine ganz andere Arbeit als die Schauspielerei. Das Geld, das ich damit verdiene, das taste ich gar nicht an. Das Geld, das ich jetzt bei meinem Bruder erarbeite, das gebe ich mit einem richtig guten Gefühl aus.

Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Arten von Arbeit.

Ja, die Arbeit in der Schreinerei ist körperlich, und die Schauspielerei ist mental anstrengend. Ich bin nach acht Stunden am Set auf jeden Fall ganz anders erschöpft als nach acht Stunden in der Schreinerei.

Wenn ich am Set bin, ist meine soziale Batterie total leer. Da sind so viele Leute um mich herum. Als wir „Die drei ???“ gedreht haben, haben wir abends stundenlang zusammengesessen und was getrunken und kein einziges Wort gesprochen. Es wollte einfach niemand mehr was sagen.

„Mission Santa – Ein Elf rettet Weihnachten“ läuft ab 06. November in allen Kinos. Schreibt mir gern, wie ihr es mit der Schule haltet. Was habt ihr da gelernt, was für euer Leben nützlich ist?


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