Feste feiern ist (hoffentlich) ein Thema in unser aller Leben. Mögen diese Feierlichkeiten immer genauso so sein, wie ihr sie euch erhofft. Ich jedenfalls musste, als ich „Feste Feiern“ einen Film, der im Rahmen des ZDF Komödiensommers gezeigt wird, zuerst überlegen, warum dieser Film so ganz anders ist, als der gleichnamige Film, zu dem ich Anfang des Jahres die Interviews gemacht habe.
Und nach kurzer Irritation hat mir genau das dann richtig gut gefallen. Denn jedes Fest ist unterschiedlich. Dieses hier wird anlässlich Knuts 40. Geburtstag gefeiert. Er und Karo leben in Leipzig ziemlich glücklich zusammen, bis ein Brief und ein Familienfest diese Beziehung auf eine richtig harte Probe stellen. Ich mochte den Film, weil er, wie auch Helgi im Interview erzählt, Momente des Lachens und Momente des Weines bereit hält. Weil es zeigt, was Familie alles ausmacht und was wir bereit sind, für die Liebe in Kauf zu nehmen. Schaut euch, nachdem ihr das Interview mit Helgi Schmid gelesen habt, also unbedingt den Film an.
Was hat dich an der Figur Knut und dem Filmthema an sich gereizt, dass du gesagt hast: Da bin ich dabei?
Helgi Schmid: Das Drehbuch von Julia [Becker] hat mich einfach von der ersten Seite an gehabt. Ich habe es auf einer langen Zugfahrt von Berlin nach Mannheim gelesen und stellenweise so laut gelacht, dass sich die anderen Menschen im Waggon umgedreht haben.
Und dann mischt sich in diese Komödie noch ein anderer Ton, ein liebevoller Blick auf die einzelnen Familienmitglieder und ihre persönlichen Tragödien. Und der hat mich ungemein berührt. Ich liebe solche Filme, die einen zum Lachen bringen und gleichzeitig emotional erreichen. Julias Film hat dieses Versprechen eingelöst.

Dein Knut entdeckt den Brief und möchte mit Karo drüber reden. Das wird verhindert und von da an wird auch die Beziehung auf die Probe gestellt. Bist du eher Team sofort drüber reden oder erstmal abwarten und mit sich selbst ausmachen?
Ich bin Team sofort drüber reden, definitiv. Ich kann es nicht ertragen, eine Sache mit mir lange herumzutragen, sondern muss dem gleich Ausdruck verleihen – vielleicht ist das auch der Schauspieler in mir.
Das tut mir zum einen gut, weil ich die Dinge direkt kläre und mich damit nicht belaste. Andererseits entsteht mit etwas Zeit oft eine andere Sicht auf Dinge, ändert sich der Blickwinkel und mancher Konflikt entpuppt sich als nicht der Rede wert.
In „Feste feiern“ geht es nicht nur um eine Schwangerschaft, sondern um viele Themen, die wir alle von Familienfesten kennen. Welches Thema ist eins bei dem du bei Familienfeiern gern ausweichst? Oder vielleicht absichtlich reingehst, um es mal zu besprechen?
Je älter Menschen werden, desto eigener werden sie. Ein normaler Vorgang, den ich auch an mir selbst erlebe. Das ist ein Thema, dass ich bei Familienfesten gerne mal angesprochen habe. In die Marotten und Eigenheiten der anderen reinpieksen, um zu schauen was passiert. Mittlerweile mache ich das nicht mehr. Seine Mitmenschen so zu akzeptieren, wie sie sind, mit all ihren Macken, ist für mich erstrebenswert.

Familienzusammenkünfte können Menschen triggern. Hast du Tipps, wie man gut für sich sorgt, wenns doch zu intensiv wird?
Wenn es wirklich mal zu intensiv wird, zack, raus gehen aus der Situation, durchatmen, den Boden unter den Füßen spüren. Sich kurz mit der Umwelt und dem Körper verbinden, um das was triggert aus dem Kopf zu kriegen. Alles spielt sich im Kopf ab, es sind Gedanken, die den Stress im Körper auslösen.
Sobald ich den Gedankenstrom unterbreche, entkomme ich dem emotionalen Strudel. Wenn‘s also mal kurz davor ist zu knallen, mein Tipp: einfach auf Toilette gehen!
Streit ist bei dieser Geburtstagsfeier schon auch ein großes Thema. Wie streiten wir eigentlich gut?
Ich habe neulich in einer Doku den Schauspieler Lars Eidinger gesehen, wie er in einen Streit mit einem Regisseur geraten ist. Da sind alle Emotionen rausgekommen, dann war kurz Pause und anschließend saßen die beiden beisammen, haben sich entschuldigt und festgestellt, dass es ihnen doch um die gleiche Sache geht. Das war spannend zu beobachten.
Wenn es beiden Streitenden um eine gemeinsame Sache geht, das Fortführen einer Beziehung, das Lösen eines grundsätzlichen Problems, muss Streit nicht verkehrt sein. Gemein wird es, wenn es nur darum geht, den anderen zu verletzen.

Was mir bei „Feste feiern“ auch gut gefallen hat ist die Tatsache, dass Karo und Knut einen sehr respektvollen Umgang miteinander haben, dass sie vieles ausdiskutieren und verhandeln. Was macht ein gutes Miteinander für dich aus?
Unvoreingenommenheit! Gerade im Alltag merke ich, dass schnell und oft zu Unrecht verurteilt wird. Wir pauschalieren, machen Schubladen auf, die „dummen Autofahrer“, die „doofen CDU Wähler“, die „blöden Ökos“, und distanzieren uns so voneinander. Austausch findet oft nur in unserer Bubble statt. Offenheit und Begegnung mit Fremden fördert gutes Miteinander und ist wichtiger denn je.
Jetzt haben wir schon so viel über Familie gesprochen: Was wünschst du dir, dass die Zuschauenden aus „Feste feiern“ mitnehmen?
Erstmal sollen die Zuschauer eine gute Zeit haben beim Gucken, und das werden sie. Lachen macht glücklich, Tränen reinigen. Im besten Fall sorgt unser Film dafür, dass man etwas „miterlebt“. Und aus diesem wohligen Gefühl heraus lässt sich dann vielleicht mit einem milden Lächeln auf die eigene Familie blicken.
Hast du denn beim Drehen und am Set selbst etwas Neues über Familie und Zusammenhalt gelernt?
Bei jedem Dreh lerne ich, wie wichtig Familie für mich ist. Die hält mir nämlich den Rücken frei, so dass ich mich ganz meinem Job widmen kann. Und die Sehnsucht, das Vermissen meiner Familie, das sich dann einstellt, zeigt mir bei all dem Drehtrubel, was für mich im Leben wirklich zählt.
Und zum Thema Ost / West?
Ich finde es super, dass es ebenfalls thematisiert wird, da wir uns eindeutig zu wenig damit beschäftigen. Die aktuelle politische Entwicklung ist Resultat davon.
Was sagst du ganz generell zum Thema Familienfeiern: yay oder nay?
Yay – je öfter desto besser. Nur so wird es nicht zur Pflichtveranstaltung, sondern zur schönen Tradition. Ich sehe das bei einem meiner besten Freunde: Da haben die regelmäßigen Familientreffen tiefe Freundschaften hervorgebracht. Leider sind wir in meiner Familie nicht so gut darin. Aber was nicht ist, kann ja noch werden …
„Feste Feiern“ läuft am 08. September 2025 im ZDF. Ihr könnt den Film ab sofort auch in der ZDF Mediathek anschauen.
Und jetzt erzählt ihr mal, Team Familienfeier, yay oder nay?
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