Steven Gätjen mit einer Frage überraschen? Ganz schön schwierig! Denn immerhin stellt er, genau wie ich, beruflich sehr sehr viele Fragen. Aber ich glaube, mit der Einstiegsfrage zu unserem Interview ist es mir dann doch gelungen. Wir haben uns getroffen, weil Steven auch im zweiten Teil von „Zoomania“ dem Nachrichtensprechen Peter Moosebridge wieder seine Stimme leiht. Da lag es natürlich nahe, über die Nachrichtenlage in der Welt zu diskutieren.
Aber eben auch über Social Media, Menschen in sehr verantwortungsvollen Positionen und warum es nicht immer darum gehen kann, in einer Diskussion zu gewinnen. Ganz schön deep nach einem humorvollen Einstieg? Auf jeden Fall, aber tatsächlich wichtig, oder nicht? Denn all diese Themen beschäftigen uns doch in er heutigen Zeit. Und sie sind auch in Zoomania nicht ganz unwichtig.
Steven, werden wir doch gleich mal ganz direkt: Was für ein Typ ist dein Peter Moosebridge? Hat der unterm Moderationstisch wohl ’ne Hose an?
[Er lacht] Das ist ja ’ne coole Frage!
Ich glaube, wenn ich Nachrichtensprecher wäre und an so einem Schreibtisch sitzen würde, wäre ich oben seriös gekleidet und unten hätte ich immer Shorts an. Vielleicht wäre ich sogar barfuß oder hätte gemütliche Strümpfe an, vielleicht auch Ugg-Boots. Eben das, was man nicht erwartet.
Das ist wirklich eine schöne Frage, denn Peter Moosebridge ist, glaube ich, jemand, auf den das Sprichwort „Stille Wasser sind tief“ zutrifft. Du hast das Gefühl, der ist seriös, der macht das schon so lange… aber er ist auch der, der sich in der Sekunde, in der die Nachrichten vorbei sind, das Mikrofon vom Revers reißt und los geht’s. Deswegen glaube ich, er trägt eine kurze Hose.

Vielleicht hängt er sich privat auch gern mal eine Lichterkette in sein Geweih…
Woher wusstest du das? Du hast das durch meine Stimme gespürt, oder? [Er lacht]
Welches Tier in „Zoomania“ ist dein Lieblingstier? Und nein, du darfst weder Peter Moosebridge noch Judy oder Nick nennen.
Mein absolutes Lieblingstier forever and ever hat in „Zoomania“ leider noch keine Rolle gespielt. Ich bin ein totaler Gorilla-Fan.
[Er überlegt] Flash als Antwort wäre auch zu leicht, denn der ist ja Kult. Für mich ist es also in „Zoomania 2“ das Walross. Das ist einfach so absurd nett. Es gibt ja so Figuren, die guckst du dir an und es ist einfach schön.

Apropos schön. Das Mörchen-Mikrofon hat schon auch was. Was würdest du damit gern aufnehmen wollen?
Weil ich damit dann Mäuschen spielen könnte? Das wäre bei einer Bundestagsdebatte. Da würde ich das Mörchen-Mikro einsetzen. Denn es heißt doch immer, dass die sich um 8:00 Uhr treffen und dann bis morgens um 4:00 zusammensitzen, um eine Einigung zu finden. Ich würde so gern wissen, was in diesen Stunden wirklich passiert.
Es gibt diesen großartigen neuen Film „A House of Dynamite“ mit Rebecca Ferguson und Idris Elba. Da werden die USA mit einer Atomrakete angegriffen und man bekommt eine Vorstellung davon, wie solche Entscheidungen getroffen werden. Am Ende ist es ja total menschlich. Diese Person kommt in die gleichen Gewissenskonflikte wie jeder andere Mensch auch. Sie sitzt nur an einer sehr viel entscheidenderen Position. Da mal das Mörchen-Mikrofon mitlaufen zu lassen und zu verstehen, wie solche Entscheidungen eigentlich gefällt werden, das finde ich spannend.
Kennst du Yael Bartanas „Two Minutes to Midnight“? Da geht es um eine rein weibliche Regierung, die am runden Tisch mit Wissenschaftlerinnen aus aller Welt tagt, um zu verhandeln, wie sie angesichts eines drohenden Nuklearangriffs eines feindlichen Autokraten mit der Bedrohung umgehen wollen. Die Frage ist: Wie entscheiden sie sich, um unsere Welt zu retten?
Den habe ich nicht gesehen, aber der klingt ehrlich gesagt total spannend. Ich glaube, die weibliche Perspektive würde unserer Welt sehr, sehr gut tun.

Dein Peter Moosebridge informiert Zoomania mit den Nachrichten. Welche Nachricht würdest du gern mal verkünden?
Ich würde als Peter Moosebridge gern folgende Nachricht verkünden: Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, liebes Publikum – all das, was Sie geglaubt haben, was bis heute passiert ist, all die Kriege auf dieser Welt, alle Konflikte, das war eine große Lüge. Denn es geht uns gut. Wir leben in Harmonie mit ganz viel Empathie und Liebe füreinander.
Das würde ich sehr gern hören. Ich frage mich nur, wieso wir es bis hierhin so anders getrieben haben.
Ich glaube, man kann nichts anderes tun, als optimistisch bleiben. Wir alle haben bestimmt Grund genug, in unserem persönlichen Kosmos etwas zu bemängeln und an etwas rumzumäkeln. Aber ich sag’s immer wieder: Das, was gerade passiert, ist das klassische Beispiel auf dem Schulhof. Der Bully [Tyrann / Mobber] ist der lauteste und die Smarten sind leider noch zu still. Aber in der Gemeinschaft haben wir es immer geschafft, dem Bully das Handwerk zu legen. Ich glaube, genau das muss passieren.

Diese Gemeinschaft kommt aber auch nur zustande, wenn man sich öffnet.
Und wenn man akzeptiert, dass wir alle unterschiedlich sind. Ich glaube, das ist ja fast noch wichtiger. Wenn du dir die Artenvielfalt in „Zoomania“ anguckst, die verschiedenen Habitate, in denen sie groß werden dürfen, da müssen wir Menschen doch auch sagen: Keiner ist gleich. Alle sind unterschiedlich und das ist ja auch toll. Es wäre doch grausam, wenn wir alle gleich wären.
Dieser Gedanke, dass wir alles normieren und kontrollieren wollen, dass wir anderen erzählen, was gut und was schlecht ist, das ist doch totaler Quatsch. Wir müssen wieder lernen, miteinander zu sprechen. Wir müssen auch wieder lernen, andere Meinungen zu akzeptieren und uns damit auseinanderzusetzen. Das lässt sich nicht durch eine aggressive Rhetorik lösen, sondern durch eine willkommenere.
Am Ende geht es um Kompromisse und nicht darum, dass man um jeden Preis gewinnt.
Es gibt diesen schönen Satz, den ich immer wieder gerne sage: „Teamwork makes the dream work.“ Es geht nur gemeinschaftlich. Das weiß man doch aus der eigenen Lebenssituation. Egal, wie schlecht es dir geht, wenn du deine Freunde und Familie nicht hast, dann kommst du da auch nicht raus. Genauso ist es ja auch im Team, im Beruf, im Alltag. Du musst dich austauschen können. Ich habe so viel dadurch gelernt, dass ich mit anderen Menschen spreche. Klar bin ich da manchmal vielleicht ein bisschen engstirnig, aber unterschiedliche Positionen helfen immer.
Moment, du bist engstirnig? Du sagst, wir brauchen unterschiedliche Positionen, da hilft Engstirnigkeit ja nun nicht unbedingt.
Naja, manchmal bin ich in einer Diskussion schon relativ klar in meiner Meinung. Aber das heißt ja nicht, dass ich nicht offen für andere Meinungen bin oder auch einlenken kann. Es wird auch immer schwieriger, weil du in den sozialen Medien ja alles kommentieren und dich in der Anonymität verstecken kannst. Da kann dich dann keiner zur Rechenschaft ziehen.
Was ich tatsächlich häufig mache, ist, auf die Kommentare, die Leute auf meinen Social-Media-Kanälen hinterlassen, einzugehen. Ich bitte dann darum, mir zu erklären, was ihr Problem mit dem Video ist, das sie da kommentieren. Entweder kommt dann ein wirklich freundlicher Text zurück, dass das ja gar nicht böse gemeint gewesen sei, oder die Leute verschwinden direkt. Ich merke daran aber: Die Auseinandersetzung wird gescheut, das können viele nicht mehr.
„Zoomania 2“ läuft ab dem 26. November in den Kinos. Wer den ersten Teil geliebt hat, wird den zweiten genauso feiern. Und wer den ersten bisher nicht kennt, husch husch, schaut ihn euch an. Ihr verpasst was, wenn ihr diesen Animationsfilm nicht guckt. Denn ja, der holt wirklich alle ab.
Die Interviews mit Josefine Preuß und Rick Kavanian zum Film könnt ihr ebenfalls lesen.

Schreibe einen Kommentar