Stefanie Stappenbeck im Interview mit Andrea Zschocher zu Ein starkes Team

Stefanie Stappenbeck: „Empathie ist tatsächlich die stärkste Form von Intelligenz“

Mit Stefanie Stappenbeck teile ich die große Liebe zu Berlin. Für uns beide ist das Heimat. Ob sie sich vorstellen kann, auch woanders zu leben? Das erfahrt ihr im Interview. Außerdem ging es natürlich um ihre Rolle als Linett in „Ein starkes Team“, was das starke Team für sie eigentlich ausmacht und wofür sie ihm dankbar ist.

Und dann gehts um die ganz großen Fragen unserer Zeit. Wärt ihr bei der Friedensmeditation dabei?

Warum ist „Ein starkes Team“ deiner Meinung nach so wahnsinnig beliebt bei den Zuschauern?

Stefanie Stappenbeck: Gerade in diesen Zeiten, in denen die Welt um uns herum in Kriegen zu versinken scheint, ist „Ein starkes Team“ etwas sehr Vertrautes. Wir wissen, dass am Ende die Guten die Bösen zur Strecke bringen. Und dass niemals Kindern etwas Schlimmes angetan wird. Dazu kommt: Berlin ist eine unglaublich spannende Stadt mit völlig unterschiedlichen Ecken – von reich bis arm, von wild bis gepflegt, von grauem Beton bis zu grünen Parks.

Und wir bekommen Geschichten erzählt mit einem Team, in dem sich jeder wiederfinden kann – Otto, der herrlich politisch unkorrekt ist, Linett, die schlaue und empathische, und all die anderen Figuren.

Das gibt ein beruhigendes Gefühl von Heimat und gleichzeitig eine Art Aufregung, die wir noch verkraften können. Wir wissen: Das Böse wird besiegt. Das tut gut – gerade, wenn man auf die reale Welt blickt und merkt, dass die eigene Belastungsgrenze immer schneller erreicht ist.

Stefanie Stappenbeck im Interview mit Andrea Zschocher zu Ein starkes Team
© ZDF/Katrin Knoke

„Ein starkes Team“ spielt in Berlin. Dann gebe ich dir doch mal die Chance, ein Liebeslied auf unsere Heimatstadt zu singen. Was magst du an Berlin am liebsten?

Ich liebe die Vielfalt. Wenn ich in anderen Städten bin, merke ich erst, wie einzigartig Berlin in dieser Hinsicht ist. Ich mag z. B. Amsterdam auch sehr – gemütlicher, internationaler, besser angebunden –, aber Berlin hat diese Mischung, die unschlagbar ist.

Vom kuscheligen Prenzlauer Berg bis zum rauen Neukölln, vom grünen Pankow bis zum urbanen Schöneberg – hier ist für alle etwas dabei. Und selbst in den familiären Kiezen bleibt genug Anonymität, um sich in jede Richtung entfalten zu können.

Für mich gibt’s in Deutschland keine andere Stadt, in der ich gern leben würde. Wie ist das bei dir?

Bei mir genauso. Ich habe als Kind immer diese Romane gelesen, in denen alle nur davon träumten, die Heimat zu verlassen. Das habe ich nie verstanden – ich lebte ja schon in der großen Stadt! Wo hätte ich mich denn hinsehnen sollen? Vielleicht nach New York. [lacht]

Berlin ist manchmal anstrengend, aber es hat diese Mischung aus rau und weich, bunt und grau – das liebe ich.

Siehst du dich im Herzen eher als Berlinerin oder als Brandenburgerin?

Ich bin in Potsdam geboren, aber da gar nicht aufgewachsen. Nur meine geliebte Großmutter lebte dort. Eigentlich bin ich ein echtes Berlin-Mitte-Girl.

Stefanie Stappenbeck im Interview mit Andrea Zschocher zu Ein starkes Team
© ZDF/Katrin Knoke

Du bist seit zehn Jahren Teil von „Ein starkes Team“. Was hält dich dort?

Ich liebe Berlin – und ich liebe es, Filme über Berlin zu drehen. Da kann ich viel von mir und meiner Geschichte einfließen lassen. Meine Figur Linett kommt zwar ursprünglich aus Schwerin, aber sie ist längst in Berlin angekommen. Da darf manchmal auch der Dialekt ein bisschen durchklingen – obwohl das eigentlich Ottos Revier ist. [lacht]

Ich bin zutiefst dankbar, in meiner Heimatstadt arbeiten zu können, während ich mein Kind großziehe – das ist für mich ein Lottogewinn. Wir haben ein familiäres Team, wir verstehen uns gut.

Und ich bin dem ZDF sehr dankbar: Ich darf verschiedene Rollen spielen – ob Krimi, Komödie oder Drama. Das ist ein großes Glück.

Das Einzige, was mir fehlt, ist das Theater. Ich muss oft absagen, obwohl es mich sehr reizt. Vielleicht ergibt sich das wieder, wenn meine Tochter größer ist.

Gibt es Rollen, die du unbedingt gern mal spielen würdest?

Mich reizt vor allem, mit tollen Menschen zu arbeiten. Die Rolle selbst ist zweitrangig – entscheidend ist das Team. Wenn das stimmt, kann ich mich richtig herausfordern.

Aber klar, ich würde schon gern mal eine korrupte Politikerin spielen. Ich liebe Politserien wie Borgen, The West Wing, Madam Secretary oder The Diplomat. Etwas in diese Richtung würde mich sehr reizen. Oder eine verrückte Wissenschaftlerin – warum nicht?

Stefanie Stappenbeck im Interview mit Andrea Zschocher zu Ein starkes Team
© ZDF/Katrin Knoke

Wie kommst du nach intensiven Drehtagen runter?

Ich informiere mich viel über das Weltgeschehen. Seit der Pandemie schaue ich kaum noch Fernsehen, höre aber extrem viele – meist amerikanische – Podcasts und beschäftige mich mit Politik, Philosophie, Tech und Business.

Ich will Zusammenhänge verstehen, begreifen, warum Dinge so sind, wie sie sind. Das ist mein großes Interesse – und vielleicht auch mein Ausgleich zu den Krimithemen am Set.

Viele haben durch die Pandemie erst verstanden, wie abhängig wir voneinander sind.

Das sehe ich genauso. Gleichzeitig erleben wir eine zunehmende Spaltung, die mich oft sprachlos macht. Wenn ich nach Amerika schaue, habe ich das Gefühl, dass manche Menschen gar nicht mehr erreichbar sind. Das beunruhigt mich.

Ich habe kürzlich ein Buch gelesen, das beschreibt, dass man Menschen heute kaum noch mit Fakten erreicht – sondern nur über Gefühle. Das beschäftigt mich sehr.

Neulich las ich von einer Studie aus den 1970er- und 1980er-Jahren, in der mehrere tausend Menschen gleichzeitig für den Weltfrieden meditierten. In Städten wie Chicago gingen während dieser Zeit tatsächlich Gewaltverbrechen und Unfälle zurück.

Kennst du Sam Harris? Der hat ja eine Meditations-App, Waking Up mit einer sehr großen Abonnentenzahl. Vielleicht sollte er wirklich mal wieder zu einer weltweiten Friedensmeditation aufrufen. Wenn Studien zeigen, dass so etwas wirkt – warum sollten wir es nicht versuchen? Ich habe mal seinem Team geschrieben – mal sehen, ob sie antworten

Denn Krieg mit Krieg zu bekämpfen, ist einfach Unsinn.

Wenn du heute auf die nächsten zehn Jahre blickst: Was wünschst du dir für dich persönlich und für die Welt, in der du lebst?

Ich wünsche mir, dass ich weiterhin neugierig bleibe – auf Menschen, auf das Leben, auf alles, was sich verändert. Dass ich gesund bleibe, mein Kind gut begleiten kann und in meinem Beruf weiterhin Freude und Sinn finde.

Für die Welt wünsche ich mir, dass wir wieder mehr zuhören, uns weniger spalten lassen und begreifen, dass wir alle voneinander abhängen. Es klingt banal, aber Empathie ist tatsächlich die stärkste Form von Intelligenz.

„Ein starkes Team“ – der 100. Fall läuft am Samstag, 25.10.25 um 20:15 Uhr im ZDF. Ihr könnt ihn ab sofort auch im Web und App vom ZDF anschauen.


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