Max Fischnaller im Interview mit Andrea Zschocher

Max Fischnaller: „Man sollte sich generell fragen: Wofür brenne ich? Was ist meine Leidenschaft?“

Mit Max Fischnaller lässt es sich sehr gut über Leidenschaft und Durchhaltewillen sprechen. Denn der Schauspieler weiß, wovon er da redet. (Das trifft natürlich auch auf andere Menschen in diesem Beruf zu, aber ich habe nun mal mit ihm gesprochen). Deswegen gehts im Interview auch um Ablehnung, darum seiner eigenen Stimme folgen und warum ein Wohnortwechsel auch neue Perspektiven von Heimat ermöglicht.

Max, du bist der Neue im Team. Wie fühlt es sich an?

Max Fischnaller: Mittlerweile bin ich ja nicht mehr so neu, ich drehe im dritten Jahr. Generell bin ich da, finde ich, super reingewachsen. Ich kenne die Crew jetzt gut und es sind schon kleine Freundschaften entstanden. Mit den anderen Darstellern läuft es auch großartig. Vor zwei Jahren war ich am Anfang ein bisschen angespannt, aber ich wurde echt herzlich aufgenommen. Ich bin sehr dankbar, dabei zu sein, denn für mich ist das die erste große TV-Rolle.

Vorher habe ich mehr Theater gespielt; in Wien, in Niederösterreich, in Salzburg und auch öfters bei mir in Südtirol zuhause. In Deutschland war ich beruflich noch gar nicht so richtig: Das werde ich aber nachholen! 😉

Max Fischnaller im Interview mit Andrea Zschocher
© ZDF/Petro Domenigg/FILMSTILLS.AT KG

Apropos Traum, da schließt sich die nächste Frage ja wunderbar an. Wie bleibt man denn an seinem Traum dran? Denn du hast deinen Weg sehr hartnäckig verfolgt.

Man braucht schon einen langen Atem und eine gewisse Resilienz, man muss die Ablehnung als Ansporn nehmen, weiterzugehen. Ich glaube aber, man sollte sich generell fragen: Wofür brenne ich? Was ist meine Leidenschaft? Ich habe gemerkt, als ich mich mal ein Jahr lang nicht aktiv mit Schauspielerei beschäftigt habe, dass ich wirklich unglücklich war. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich dem nachgehen muss.

Ich habe es an Schauspielschulen versucht und wurde abgelehnt, auch mal mit der Begründung, man würde das Künstlerische bei mir nicht sehen. Das ist doch Blödsinn. Ich bin doch musikalisch, ich kann einigermaßen singen. Ich bin vielleicht nicht der beste Schauspieler, aber sicher auch nicht der Schlechteste. [Er lacht]

Andere würden nach solch einem Feedback aber aufgeben.

Gut, ich bin vielleicht auch ein bisschen verrückt. Aber ich brenne einfach für meine Leidenschaft. Für mich war das nie ein Hobby, sondern, wie bei den Amerikanern auch heißt, ein Life Commitment. Für mich ist das eine Lebensaufgabe. Wenn mich Leute fragen, was ich in meiner Rente mache, dann sage ich: „Rente gibt’s bei mir nicht!“ Ich hab doch gar keine Lust, damit aufzuhören. Schauspielerei und Musik, das zählt für mich.

Meine Agentin hat mich damals gefragt, wo ich mich in fünf Jahren sehe. Ehrlicherweise hatte ich da keine Antwort. Ich wollte es versuchen, wollte dranbleiben. Aber einen echten Plan hatte ich nicht.

Max Fischnaller im Interview mit Andrea Zschocher
© ZDF/Petro Domenigg/FILMSTILLS.AT KG

Woher wusstest du denn aber, dass Schauspielerei und Musik dein Lebenstraum sind? Denn ich glaube, vielen fällt das total schwer, das so zu benennen.

Ich habe schon im Kindergarten kleine Theaterstückchen aufgeführt. Ich mochte das direkte Feedback dabei immer. Mich hat einfach schon früh dieses Theaterfieber ergriffen. Für mich ist das Auf-der-Bühne-Stehen etwas, das ich brauche. Niemand in meiner Familie ist sonst so; meine Großmutter hat manchmal im Laientheater auf der Dorfbühne gespielt. Ich habe vier Geschwister, die machen alle nichts mit Kunst. Auch meine Eltern nicht.

Vielleicht habe ich früher zu viel Fernsehen geschaut, oft Otto Waalkes. Das konnte ich irgendwann nachsprechen, und dann habe ich nachmittags und beim Abendessen eben für meine Familie Otto-Waalkes-Sketche nachgespielt. Das habe ich dann auch mal in der Schule auf einer Busfahrt gemacht, als wir mit drei Klassen zu einem Fußballspiel gefahren sind. Ich habe vorn beim Busfahrer gesessen, am Mikrofon, und habe angefangen, Witze zu erzählen und Otto-Waalkes-Texte nachzusprechen. Das war eine Stunde lang mucksmäuschenstill in dem Bus, das war krass. [Er lacht]

Es geht dir also schon ums Gesehenwerden. Darum, dass deine Kunst mit den Menschen resoniert.

Ja, auch. Für mich ist das Theater ein Ort der Begegnung. Ich habe auch meine Tage, wo ich mich gern zu Hause verkrieche und mal niemanden sehen will. Und gleichzeitig bin ich ein total sozialer Typ. Mein Vater hat immer zu mir gesagt: „Du wärst ein super Pfarrer!“ Ich kann mit allen möglichen Leuten reden, mir ihre Geschichten anhören, mit ihnen philosophieren.

Und beim Theater ist es doch auch so. Da findet doch auch Austausch statt. Da geht es auch ums Geschichtenerzählen.

Max Fischnaller im Interview mit Andrea Zschocher
© ZDF/Petro Domenigg/FILMSTILLS.AT KG

SOKO Donau oder SOKO Wien – welchen Namen findest du passender?

Puh, schwierig. Dass es in Österreich „SOKO Donau“ heißt, glaube ich, hat auch damit zu tun, dass nicht alle ÖsterreicherInnen Wien mögen. Man sagt hier oft: Wien und den Rest des Landes. Da ist doch mit „SOKO Donau“ ein guter Kompromiss gefunden worden.

Wie sieht es denn mit deiner Liebe zu Wien aus?

Ich finde Wien eine super Stadt. Das kulturelle Angebot hier ist großartig, ich mag den Wiener Slang und den Schmäh, wie man so schön sagt. Ich finde die Mentalität interessant, dass die Menschen hier manchmal so kurz angebunden sind. Ich war mal in einem Supermarkt, da hat jemand zu mir gesagt, man müsse hier unfreundlicher sein, man sei schließlich in Wien.

Ich bin ja eigentlich ein totales Landei. Ich komme aus einem kleinen Dorf in Südtirol mit 800 Einwohnern. Da stehen vier Bauernhöfe und ein paar Häuser. Es ist eine wunderschöne Gegend, aber es ist ein echter Sprung von dort in die Metropole Wien.

Warum bist du eigentlich nach Wien gezogen? Es hätte sicher auch andere Möglichkeiten gegeben,oder?

Das werde ich oft gefragt. Ich brauche beides: Wien, die Stadt, in der ich arbeiten kann und zum Ausgleich das Leben am Land. Das Leben in den Bergen ist beschaulicher, und es ist für mich gut, dass sich das die Waage hält.

Für mich war der Schritt nach Wien auch einfacher, weil mein älterer Bruder schon hier war. Der hat mir ein bisschen auch den Weg geebnet. Ich bin mit meiner damaligen Freundin hierhergezogen, sodass wir uns gegenseitig auch Halt geben konnten. Und Wien ist ja immer noch überschaubar. Es ist weitläufig, aber irgendwo auch ein Dorf. Irgendwann hast du deine Lieblingsplätze, und dann lebst du dich auch schnell ein.

Was treibt dich an in deiner Schauspielerei und in deiner Musik?

Ich glaube, ich jage in meiner Arbeit und im Leben immer wieder den Glückshormonen hinterher. Damit meine ich keine Substanzen oder Unterstützungsmittel, sondern das reine Glück. Ich habe neulich das Buch von Matthew Perry gelesen, den ich sehr mag. Der schrieb, dass er zu viele Drogen genommen hat und irgendwann seine Glücksantennen abgestumpft sind. Das darf nicht passieren. In Österreich sagt man, dass das Glück ein Vogel ist. Der setzt sich manchmal auf deine Hand oder auf deine Schulter. Dann ist er kurz da und genauso schnell wieder weg. Ich glaube aber, wenn man mit offenen Armen und einem offenen Gemüt und positiver Energie durchs Leben geht, dann lädt man diesen Vogel zu sich ein.

Die neuen Folgen „SOKO WIEN“ könnt ihr ab sofort immer freitags um 18:00 Uhr im ZDF anschauen. Alternativ findet ihr die Folgen auch in Web und App vom ZDF.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert