Dass ich euch den neuen Film von Damien Dorsaz „MARIA REICHE: DAS GEHEIMNIS DER NAZCA-LINIEN “ empfehlen, habe ich ja schon im Interview mit Damien deutlich gemacht. Jetzt liefere ich euch einfach nur weitere Punkte, warum ihr euch den Film unbedingt im Kino anschauen seid.
Zum einen, weil ihr vermutlich viel zu wenig über Maria Reiche wisst (nach dem Film aber auch nicht alle Wahrheiten kennt), weil der Film euch einlädt, auf euch selbst zu schauen, und weil Devrim Lingnau mitspielt. Und zwar so intensiv und verzweifelt und schön, dass ich mich öfter gefragt habe, wie sie die Dreharbeiten eigentlich überstanden hat. War im Interview tatsächlich keine Frage, dafür aber, was sie braucht, um gute Filme wie diesen machen zu können.

Was hat dich gereizt, bei dem Film mitzumachen?
Devrim Lingnau: Das erste Kennenlernen mit Damien war für mich ausschlaggebend, den Film zuzusagen. Das Drehbuch hat natürlich auch eine Rolle gespielt, mich hat das Thema interessiert. Aber als ich Damien das erste Mal in Paris getroffen habe, war für mich klar, dass ich unbedingt mit ihm arbeiten möchte.
Was macht ihn so besonders?
Er hat eine besondere Art, auf Dinge draufzuschauen und die Welt wahrzunehmen. Das klingt vielleicht ein bisschen cheesy, aber er hat so eine offene, neugierige Art und etwas sehr positives an sich. Er arbeitet ja schon seit über zehn Jahren an dem Drehbuch und er setzt sich sehr intensiv mit Maria Reiche und ihrer Geschichte auseinander. Als wir darüber gesprochen haben, habe ich gemerkt, wie sehr er dafür brennt. Das hat mich total euphorisiert, da mitgehen zu wollen.

Das heißt, du möchtest gern mit jemandem zusammenarbeiten, der dich inspiriert?
Ja. Für mich ist die Auseinandersetzung mit der Regieperson tatsächlich ausschlaggebend, ob ich an einem Projekt interessiert bin. Natürlich geht es immer auch um den Inhalt, aber es ist entscheidend, wie ich die Gespräche mit der Regieperson oder der Person, die es geschrieben hat, wahrnehme.
Es geht nicht darum, dass man einer Meinung ist. Ich muss mich über den Inhalt austauschen können und das Gefühl haben, dass wir künstlerisch und intellektuell auf einer Welle reiten können. Das ist das größte Geschenk, was einem in so einer Zusammenarbeit passieren kann.
Das erfordert aber auch Mut, weil es vielleicht auch Projekte ausschließt. Hast du einen Tipp, wie man so gut zu sich stehen kann? Denn ich glaube, viele würden erstmal sagen: Ich mach jetzt ein paar Jahre alles und dann entscheide ich mich für mich.
Ja, aber dann stellt man ja ganz viele von seinen eigenen Bedürfnissen hintenan. Das kann ich gar nicht so gut. Das ist gar keine bewusste Entscheidung, ich glaube, ich bin da nicht so gut drin. [Sie lacht]
Natürlich hat das auch was mit Privilegien zu tun. Losgelöst von allem Prestige und aller Aufmerksamkeit, die ein Projekt vielleicht auch mit sich bringt, sollte man sich immer wieder fragen: Was will ich eigentlich erzählen? Welche Inhalte sind mir wichtig?
Wenn man weiß, was einen im Leben interessiert, vielleicht auch in einem politischen und künstlerischen Diskurs, wenn man seine eigenen Werte kennt, fällt es nicht mehr so schwer, sich für die für einen passenden Projekte zu entscheiden.

Maria Reiche ist in eurer Geschichte genauso. Sie lernt sich selbst und ihre Werte erst in der Wüste so richtig kennen.
Das ist die Geschichte, die wir erzählen. Sie verlässt das faschistische Deutschland und wandert nach Südamerika aus. Sie arbeitet erstmal als Lehrerin, führt eine Beziehung, in der sie zufrieden ist. Aber sie fühlt: Da muss noch etwas sein, es muss einen Sinn geben, eine Aufgabe, für die ich mich aufopfern möchte. Sie sucht nach etwas, das ihr Leben erfüllt.
Deswegen hat das Drehbuch zu mir gesprochen, und ich glaube, dass es vielen Menschen auch so geht, dass sie diese Suche beschäftigt. Was gibt es in meinem Leben, das mich satt macht? Gerade in einer Welt, in der wir viel mit Konsum beschäftigt sind, in der es durch Social Media viel um die Außenwirkung geht, wird es umso wichtiger, sich mit den Fragen: „Was erfüllt mich? Welchen Themen möchte ich meine Aufmerksamkeit widmen?“ mit einem gewissen Bewusstsein auseinanderzusetzen. Statt sich Sachen nur so hinzugeben, weil sie eben so kommen. Diese bewusste Entscheidung, diese Lebensaufgabe anzunehmen, der folgt Maria Reiche mit einer großen Begeisterung, einer Konsequenz und einem Pragmatismus, den ich beeindruckend finde.
Gibt es einen Fakt über Maria Reiche, der dich am meisten beeindruckt hat?
Die Tatsache, dass sie nicht nur für ein paar Monate in die Wüste gegangen ist, ist beeindruckend. Damien hat mir erzählt, wie er sie getroffen hat, kurz vor ihrem Tod. Als alte Frau, die quasi im Sterben lag, hat sie noch immer nach der Bedeutung der Linien gesucht. Mich fasziniert, wie man etwas findet im Leben, das einen so beschäftigt und für das man sich selbst vergisst. Denn es hat etwas zutiefst Unegoistisches. Sie tut das aus einer Liebe zu den Dingen. Das hat mich beeindruckt.

MARIA REICHE: DAS GEHEIMNIS DER NAZCA-LINIEN könnt ihr ab 25.09.25 im Kino anschauen. Tatsächlich empfehle ich euch den Kinobesuch, weil die Bilder so viel viel besser wirken können. Erzählt mir gern, welche Fragen der Film bei euch ausgelöst hat.
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